Zu wenig und das auch noch zu spät: „Grüne“ Demokratieskepsis und was sich aus ihr lernen lässt

  • Termin: Mi., 23. Oktober 2019, 19:00 Uhr
  • Leitung: Marvin Dreiwes MA
  • Ort: fiph, Gerberstr. 26, Hannover
Vortrag Dr. Ana Honnacker (Hannover)

Umweltpolitische Forderungen lösen in (un)schöner Regelmäßigkeit einen Sturm der Empörung aus. Ob „Veggieday“ oder Tempolimit auf deutschen Autobahnen, ohne den Verweis auf eine vermeintlich eingeschränkte Freiheit kommt keine Gegenrede aus. Nicht selten ist gar zu hören, man befinde sich auf direktem Wege in eine „Öko-Diktatur“.

Nun lassen sich derlei Reaktionen als Abwehrmechanismen bewerten, die bei genauerer Prüfung allenfalls marktliberal sind, mit der Verteidigung von Freiheit jedoch relativ wenig zu tun haben, jedenfalls wenn man darunter mehr verstehen möchte als den täglichen Konsum von Fleisch oder das Durchdrücken des Gaspedals. Auch die Rede von einem „grünen Faschismus“ und der Hinweis auf die Nähe von Umweltbewegung und völkischer Ideologie im Nationalsozialismus sind eher taktische Nebelbomben als bedenkenswerte Einwände.

Umso mehr irritiert es, wenn von Seiten derer, sie sich für die Umwelt einsetzen, die Fähigkeit demokratischer Systeme, angemessen auf die drohende Klimakatastrophe zu reagieren, in Zweifel gezogen wird. Das kann sich beispielsweise in anarchistischen Zügen ausdrücken oder in der Idee, der Krise sei nur durch eine Expertokratie beizukommen. Der Vortrag geht verschiedenen demokratiekritischen Elementen des Umweltdenkens nach und prüft deren möglichen Ertrag für eine „grüne“ Demokratisierung.

 

Dr. Ana Honnacker ist wiss. Assistentin am fiph und arbeitet u.a. zu Themen der Religions- und Umweltphilosophie sowie der politischen Philosophie. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf dem philosophischen Pragmatismus.