Schwerpunkt Wirtschaftsanthropologie

 „Wer ist der Mensch, wenn er wirtschaftlich handelt?“ – mit dieser Frage befasst sich die Wirtschaftsanthropologie. Während sich die Diskussionen der letzten Jahre vor allen Dingen um den Homo oeconomicus, um seine Beschränkungen und Möglichkeiten, drehten, so herrscht heute weitgehend Einigkeit darüber, dass es sich hier um eine unzulängliche Modellvorstellung handelt. An diese Debatten anknüpfend nimmt die Wirtschaftsanthropologie den Menschen über die Kategorien von Nutzen und Nützlichkeit hinaus in den Blick und fragt, wie denn der Mensch als „Homo heterogenus“ (H. Rogall) sinnvoll in die Wirtschaftswissenschaften integriert werden kann. Das Programm einer Wirtschaftsanthropologie ist aus diesem Grund notwendig interdisziplinär. Wer Wirtschaftsanthropologie betreibt, befindet sich an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Wirtschaft, Theologie, Soziologie und Psychologie. Eine anthropologische Reflexion der Ökonomie geht insofern über eine ethische hinaus, als dass sie direkt nach dem Akteur des Wirtschaftens fragt. Denn nur, wenn man sich bewusst ist, was der wirtschaftende Mensch ist und was er leisten kann, lässt sich daraus die normative Frage ableiten, was er denn leisten soll.

Wirtschaftsanthropologie als eigenständige Disziplin setzt voraus, dass es ein spezielles, auch methodisch ausweisbares Erkenntnisinteresse gibt, das sich auf das „Materialobjekt Mensch“ unter dem formalen Gesichtspunkt des „Wirtschaftens“ bezieht. Wirtschaftsanthropologie verweist überdies auf ein Desiderat der klassischen philosophischen Disziplin der Anthropologie, denn in ihr haben Reflexionen über die wirtschaftliche Aktivität des Menschen bisher keinen Stellenwert.

 

Arbeitsfelder
I. Habituelle Unternehmensethik